Herz und Mund und Tat und Leben

Kantatenmusik von Johann Sebastian Bach im Gottesdienst am Reformationstag



Herz und Mund und Tat und Leben: So heißt die Kantate Nr. 147 von Johann Sebastian Bach, die bei uns in der Auferstehungsgemeinde am Reformationstag erklingt. Wir werden wunderschöne Arien und Chöre hören, begleitet vom barocken Ensemble.

Geschrieben wurde die Kantate zum Fest Mariae Heimsuchung – die schwangere Maria besucht ihre Verwandte Elisabeth, die selbst ein Kind erwartet. Das ist die Geburtsstunde des berühmten Lobliedes Magnificat, das Maria als Antwort zur Begrüßung Elisabeths gibt: "Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?"

Als Vorlage zu dieser Kantate diente aber ursprünglich eine Kantate zum vierten Advent (Nr. 147a) geschrieben, deren Erstaufführung am 20.12.1716 erfolgen sollte. Die damalige Reinschrift, d.h. nicht das originale Kompositionsautograph, bricht nach dem ersten Satz ab. Womöglich ist es ein Indiz dafür, dass Bach in dieser Zeit einfach mit Arbeit überlastet war, denn er sollte nach dem Tod des Weimarer Hofkapellmeisters Johann Samuel Drese (gest. 1.12.1716) die Produktion der wöchentlichen Kantaten übernehmen. Die Komposition der Kantate 147a wurde zwar vollendet, die Aufführung ließ aber zunächst auf sich warten.

Gipsbüste von Johann Sebastian Bach

Im Hintergrund die Leipziger Thomaskirche, wo Bach 27 Jahre bis zu seinem Tod im Jahre 1750 Kantor war. (Foto: epd bild)

1723 wurde Bach Kantor der Thomasgemeinde in Leipzig und musste nun wöchentlich eine Kantate liefern. Er griff unter anderem auf seine Werke aus der Weimarer Zeit zurück. Da aber in der Adventszeit in Leipziger Kirchen keine hohe Kirchenmusik erklingen durfte, blieb ihm nichts anderes übrig, als die Advents-Kantaten für andere Sonntage umzuschreiben. Dabei erhielt unsere Kantate nun die Rezitative, während die Originalfassung nur Arien und zwei Chorteile besaß. Auch der berühmte Schlusschoral "Jesus bleibet meine Freude" stammt aus einer späteren Fassung aus der Leipziger Zeit.

Reformationstag ist weder Advents- noch Heimsuchungssonntag. Jedoch sind die Texte, die für diese Kantate geschrieben sind, gut für einen Gottesdienst geeignet, in dem wir über unseren Glauben nachdenken. Als Leitlinie der Kantate steht: "Herz und Mund und Tat und Leben muss von Christo Zeugnis geben ohne Furcht und Heuchelei, dass er Gott und Heiland sei."

Bei uns wird die Kantate am 31. Oktober in den Festgottesdienst eingebettet. In Bachs Zeiten waren die Kantaten vor und nach der Predigt zum Aufführen gedacht. Uns werden die Teile der Kantate während des ganzen Gottesdiensts begleiten.

 

Kristel Neitsov-Mauer


Quelle: Gemeindebrief der Evang. Auferstehungsgemeinde Kriftel, Ausgabe Herbst 2017

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